Im Frühjahr 2008 wurde das Vorhaben von den Gutachtern Michael A. Speidel (Univ. Bern), Peter Weiß (Univ. Kiel) und M. Zimmermann (Univ. München) turnusgemäß evaluiert und uneingeschränkt positiv beurteilt, die Fortführung der Edition lebhaft begrüßt. Auf der Grundlage eines vom Projektleiter Werner Eck (Univ. Köln) und dem Arbeitsstellenleiter Manfred G. Schmidt entwickelten modularisierten Entwurfs konnte eine realistische Planung für die künftigen Bände dieser in internationaler Kooperation erarbeiteten Edition vorgelegt werden, der sich der Wissenschaftliche Rat der Union der Akademien in seiner Empfehlung einer langfristigen Förderung dieses Akademienvorhabens nachdrücklich angeschlossen hat. Von den vielfältigen Arbeiten im Berichtszeitraum sind im einzelnen besonders hervorzuheben:
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Géza Alföldy (Heidelberg) hat mit Unterstützung von Heike Niquet die Inschriften der Stadt Tarraco und ihres Territoriums erfasst und zur Edition vorbereitet. Die redaktionelle Überarbeitung des Manuskripts, das der Autor wegen einer sehr langwierigen Erkrankung vorzeitig aus den Händen gegeben hatte (Mai 2006), wurde gründlich revidiert. Nach der Genesung des Autors ist nun eine zweite Revision vorgesehen, die zur Zeit von M. G. Schmidt und Orla Mulholland durchgeführt wird. Mulholland hat die Bibliographie überarbeitet und aktualisierende Ergänzungs- und Korrekturvorschläge des Autors und der Band-Herausgeber geordnet und zusammengefasst. Die Drucklegung des ersten, ca. 500 Inschriften umfassenden Bandes - darunter ca. 80 Fragmente der in Metern längsten lateinischen Inschrift aus dem Amphitheater der Stadt (n. 14, 921) - ist 2009 zu erwarten.
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CIL IV Suppl. IV: Peter Kruschwitz (Oxford) bereitet gemeinsam mit Heikki Solin (Helsinki), Antonio Varone (Pompei) und Volker Weber (Berlin) ein viertes Supplement zu CIL IV für den Druck vor, das Addenda et corrigenda zu bereits publizierten Inschriften Pompejis umfassen wird. Abweichend von der üblichen Konzeption der Supplemente wird dem Kommentarteil eine knappe Präsentation des Textes oder des textkritischen Befundes vorausgehen. Bei mehreren Gesprächen in der Arbeitsstelle konnten die Beiträge der Mitarbeiter an dem auf Fahne vorliegenden Manuskript weitgehend abgestimmt werden, so dass auch dieser Band 2007 in Druck gehen kann.
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CIL IV Suppl. IV: Zur Konzeption des Supplements vgl. den Jahresbericht 2006. – Bedingt durch seinen Wechsel zunächst an das All Souls College in Oxford, dann an die University of Reading, hat der Koordinator des Bandes, Peter Kruschwitz, den Abschluss der Arbeiten am Manuskript auf das Frühjahr 2009 terminiert. Heikki Solin (Helsinki) hat im Berichtsjahr wiederholt die Inschriftenscheden der Erstherausgeber August Mau und Karl Zangemeister an der Arbeitsstelle CIL eingesehen und deren zum Teil unpubliziert gebliebene Beobachtungen ins Manuskript eingearbeitet. Der erste Faszikel zu CIL IV Suppl. IV wird somit neben ‘Addenda et corrigenda’ zu bereits publizierten Inschriften Pompejis auch neue Inschriften umfassen, die ursprünglich einem zweiten Faszikel vorbehalten sein sollten.
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Andreas Faßbender (CIL) bereitet den noch fehlenden Index topographicus zu CIL VI vor (vgl. Arbeitsbericht 2006). Die Durchsicht von zwei Dritteln der stadtrömischen Inschriften (bis CIL VI 22000 sowie der neuen Supplementbände CIL VI 8,2-8,3) ist abgeschlossen; derzeitiger Manuskriptumfang: 306 Seiten. Mit der Fertigstellung ist vermutlich jedoch erst 2010 zu rechnen, jedenfalls nicht vor Erscheinen des in Vorbereitung befindlichen Bandes CIL VI 8,1 (Tituli sacri).
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Marco Buonocore (Città del Vaticano) hat mit der Vorlage weiterer Inschriften aus der italischen Regio IV die Revision des Bandes CIL IX fortgesetzt - zuletzt zur epigraphischen Hinterlassenschaft der antiken Stadt Iuvanum. Damit sind die inschriftlichen Zeugnisse von ca. 30 antiken Städten (und ihrer Territorien) erfasst, deren photographische Dokumentation im Archivum Corporis Electronicum bereits allgemein zugänglich ist. Die abschließende Redaktion des umfangreichen Bandes ist für 2015-2017 geplant.
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CIL XVII/1 Die römischen Meilensteine Hispaniens - ein Topoi-Projekt: M. G. Schmidt wurde vom Präsidenten der BBAW, Günter Stock, mit der Edition der miliaria der iberischen Halbinsel beauftragt. Das zunächst auf fünf Jahre terminierte Projekt wird finanziell vom Berliner ‘Excellence Cluster - Topoi’ (http://www.topoi.org/) getragen und ist in dessen wissenschaftliche Fragestellung nach ‘Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilisations’ eingebettet. Gemeinsam mit Camilla Campedelli und mit Unterstützung von Horacio González Cesteros hat Schmidt begonnen, die Inschriften von Meilensteinen der Provinz Hispania Citerior aufzunehmen - erst in der Region Murcia, dann im Norden Kataloniens. Auf der Grundlage einer vorläufigen Kartei, die mit Hilfe der im ‘Centro CIL II’ (Alcalà de Henares) bereitgestellten Scheden aufgebaut werden konnte, wurden etwa 30% der noch vorhandenen epigraphischen Zeugnisse der Hispania Citerior gesammelt und dokumentiert. Dabei erwies es sich als glücklicher Umstand, dass das Archiv des CIL neben Abklatschen aus dem 19. Jahrhundert auch über J. Villars’ Abzeichnungen der Inschriften von 110 Meilensteinen aus Hispanien (aus dem Jahr 1974) verfügt. Die epigraphische Dokumentation wird durch diese Vorarbeiten erheblich erleichtert und lässt hoffen, dass das avisierte Ziel, die Drucklegung eines ersten von insgesamt drei Faszikeln (CIL XVII/1,1: Prov. Hispania Citerior Tarraconensis), Anfang 2011 erreicht wird. Campedelli und Schmidt werden im Anschluss daran mit Unterstützung französischer und portugiesischer Kollegen einen zweiten Faszikel vorbereiten, der das Gebiet der alten provincia Hispania ulterior umfassen wird (XVII/1,2: prov. Baetica et Lustitania). Daneben arbeiten Antonio Rodríguez Colmenero (Univ. Santiago de Compostela) und Gabriele Wesch-Klein (Univ. Heidelberg) an einem umfangreichen dritten Faszikel zu dem im Norden der Hispania Citerior gelegenen Gebiet Callaecia et Asturia (CIL XVII/1,3).
CIL XVII/4, 2 Die römischen Meilensteine des Illyricum: Nach Erscheinen des ersten Teilbandes zum Illyricum (CIL XVII/4,1: Miliaria provinciarum Raetiae et Norici, 2005) hat Ulrike Jansen die redaktionelle Betreuung des Manuskripts zu den Meilensteinen Dalmatiens übernommen, die zusammen mit den pannonischen Zeugnissen in einem Faszikel herausgegeben werden sollen. Das von Gerold Walser† und Anne Kolb vorgelegte Manuskript wurde in diesem Jahr von U. Jansen abschließend bearbeitet und anhand neuerer Forschungsliteratur ergänzt (die Straßen östlich von Salona in Richtung Sirmium und Lissus mit etwa 210 Meilensteinen). Mit der Fertigstellung des Faszikels darf man unter Voraussetzung der Lieferung von Barnabás Lörincz (Univ. Budapest) zu Pannonien im nächsten Jahre rechnen.
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CIL XVIII/1 Lateinische Versinschriften der Stadt Rom: Bengt E. Thomasson (Göteborg) hat mit einem Manuskript zu etwa 350 meist umfangreichen Carmina epigraphica der Stadt Rom das Material für einen ersten Faszikel der stadtrömischen Versinschriften vorgelegt. M. G. Schmidt und Roberta Marchionni haben ihrerseits begonnen, die hierin noch nicht berücksichtigten, teilweise unpublizierten Inschriften, wie sie der Schedario Silvio Pancieras (Roma) erfasst, aufzunehmen, das Manuskript zu überarbeiten und durch die nur handschriftlich tradierten Zeugnisse zu ergänzen. Die Redaktion des Bandes wurde durch den Mutterschaftsurlaub von R. Marchionni und M. G. Schmidts Engagement beim Topoi-Projekt (s. oben unter CIL XVII/1) unterbrochen; die Arbeiten daran können voraussichtlich Ende 2009 mit der Rückkehr von R. Marchionni in die Arbeitsstelle wieder aufgenommen werden.
CIL XVIII/2 Lateinische Versinschriften des römischen Hispanien: Das spanische Team um Joan Gómez Pallarès (Univ. Autón. de Barcelona) und Concepción Fernández Martínez (Univ. de Sevilla) hat die umfangreichen Vorarbeiten zur Edition der Versinschriften Spaniens und Portugals in einer elektronischen Datenbank zusammengefasst und bereitet nun eine lateinisch-englische Edition der Versinschriften vor. M. G. Schmidt hat im Laufe des Jahres immer wieder Inschriftenscheden der Autoren geprüft und korrigiert und die Publikation ‘Carmina Latina epigraphica de la Bética Romana’ (Sevilla 2007) von C. Fernández Martínez mit Blick auf das entstehende Corpus kritisch annotiert. Mit dem Erscheinen des Bandes CIL XVIII/2 ist 2010 zu rechnen.
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Im Jahre 2006 hatte die Arbeitsstelle Corpus Inscriptionum Latinarum mit einem Symposion an die Lebensleistung Hermann Dessaus erinnert. Die Publikation der dort gehaltenen Vorträge, erweitert um die wissenschaftliche Korrespondenz Dessaus mit Mommsen, Hirschfeld, de Rossi u. a., wird im Frühjahr 2009 erscheinen: Chapeau, Herr Dessau! Zum 150. Geburtstag des Berliner Althistorikers und Epigraphikers Hermann Dessau. Beiträge eines Kolloquiums und wissenschaftliche Korrespondenz des Jubilars, hrsg. v. Manfred G. Schmidt, Berlin - New York 2009.
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Die Konkordanz-Datenbank ACE wuchs im Jahre 2008 auf 112.000 Datensätze an (Angaben jeweils als Näherungswerte). – In 12.500 Datensätzen sind nun alle Abklatsche erfasst, die sich bisher einer Inschriften-Publikation zuweisen ließen. Der Bestand wurde von A. Faßbender kontinuierlich erweitert und umfasst auch Bilddateien: Schon jetzt können 1.350 digitale Photos von Abklatschen in der Datenbank abgerufen werden. – Die Photos von Inschriften sind in 9.600 Datensätzen nachgewiesen, die mittlerweile alle in der Datenbank als digitalisierte Bilder verfügbar sind. Daneben bietet das CIL auf seiner Homepage dem Nutzer Indizes zu einzelnen CIL-Bänden, Broschüren zum Download sowie weitere Serviceleistungen im Rahmen der Altertumswissenschaften.
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Werner Eck als Projektleiter und M.G. Schmidt nahmen im Februar an einer vom Deutschen Archäologischen Institut ausgerichteten Münchener Tagung über digitale Dokumentation von Inschriften teil. Einer besseren Koordination der Arbeiten am Corpus der Inschriften Hispaniens diente der Besuch beider im April am ‘Centro CIL II’ in Alcalà de Henares (Spanien). Gemeinsam mit M. Dohnicht haben Projekt- und Arbeitsstellenleiter überdies an einem zweitägigen Workshop in Wien teilgenommen, der dem wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen aus Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Serbien galt (CIL III2/4 Pannonia superior). Zur Vorbereitung des großen internationalen Kongresses der ‘Association Internationale d’Épigraphie Grecque et Latine’ (AIEGL), den das Zentrum Grundlagenforschung der Akademie, die Humboldt-Universität und das Deutschen Archäologischen Institut im Jahre 2012 gemeinsam ausrichten werden, hat sich unter der Leitung von W. Eck ein lokales Komitee konstituiert, dem folgende Personen angehören: C. Breytenbach (HU Berlin), P. Funke (Univ. Münster), K. Hallof (IG), M. Heil (TU Berlin), U. Peter (Griech. Münzwerk, BBAW) und M. G. Schmidt (CIL). - Schmidt hat die Kollegen des neuen Vorstands der AIEGL unter Vorsitz ihres Präsidenten, Stephen Mitchell (Univ. of Exeter), nach Berlin zu einem ersten Treffen eingeladen. Am Rande dieser Sitzung wurde vereinbart, der Homepage dieser internationalen Vereinigung auf dem Server der Akademie eine dauerhafte Bleibe zu geben.
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Das Excellence Cluster Topoi ermöglichte eine personelle Erweiterung des Teams: Camilla Campedelli ist seit Mai als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Projekt der Miliaria provinciarum Hispanarum (CIL XVII/1) tätig, Horacio González Cesteros unterstützt deren Arbeiten am Meilensteincorpus als Hilfskraft. Orla Mulholland wurde im Juli als wissenschaftliche Mitarbeiterin (halbe Stelle) zur Entlastung von M. G. Schmidt eingestellt, der sich bis Juni 2011 den Aufgaben als Herausgeber dieses Bandes und weiteren Aktivitäten im Rahmen von Topoi widmen wird. – Michael Fürschuß (Humboldt-Univ. zu Berlin), Laura Gerber (Schülerin) und Thomas Dähnrich (Univ. Potsdam) waren jeweils einen Monat als Praktikanten an der Arbeitsstelle tätig. – M. Dohnicht beteiligte sich auch dieses Jahr wieder mit seinem Vortrag ‘Rufus est. Das Römische Reich und die lateinischen Inschriften’ an Schulvorträgen in Brandenburg wie auch im Hause zum ‘Schülertag’ am 24. November. – Hans Krummrey (Berlin) unterstützte das CIL wie jedes Jahr mit großzügigen Bücherschenkungen.
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Schmidt, Manfred G.: Carmina epigraphica urbis Romae Latina. Alcune considerazioni in margine alla futura edizione CIL XVIII/1, in: G.L. Gregori - M.L. Caldelli (ed.), XIV recontre sur l'épigraphie du monde romain: ‘Epigrafi, epigrafia, epigrafisti’ (Roma 18-21 ottobre 2006), Roma 2008, 159-167, 2. Aufl. Berlin 2007.
Ders.: Antike Inschriften im 17. und 18. Jahrhundert, in: G. Bungarten - J. Luckhardt (ed.), Reiz der Antike. Die Braunschweiger Herzöge und die Schönheiten des Altertums im 18. Jahrhundert. Petersberg 2008, 233-245.
Ders.: Inscriptions from Madauros (CIL VIII 28086ff.), in: A. Mastino et al. (ed.), L’Africa Romana XVII: ‘Le ricchezze dell’Africa. Risorse, produzioni, scambi’ (Sevilla 14-17 dicembre 2006) Roma 2008, 1901-1912.
Ders.: Cn. Pinarius Caecilius Simplex, proconsul provinciae Africae, in: P. Mateos (ed.), AEA Anejos 2009 (= FS Armin U. Stylow) [im Druck].
Ders.: ‘Walking in Mustis’. Monumentale Versinschriften einer afrikanischen Stadt im urbanen Kontext, in: Literatura epigráfica. Estudios dedicados a Gabriel Sanders. Actas de la III reunión internacional de poesía epigráfica latina (Valencia, 13-15 de abril de 2007) [im Druck].
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